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Erde, erden, geerdet
Warum wir unter freiem Himmel arbeiten
Es ist Dienstagmorgen im Waldkindergarten „Waldbande“ in Volkach. Ein feiner Nieselregen liegt in der Luft, und graue Wolken hängen tief über den Baumwipfeln. Doch für Lisa, Anne, Annette und die 17 Kinder ist das nichts Ungewöhnliches – sie sind jeden Tag draußen, bei jedem Wetter. Nur eine Holzhütte bietet Schutz und dient als Treffpunkt für Morgenkreis, Mittagessen oder Vorschule. Der Rest des Kindergartens ist die Natur selbst – grenzenlos, veränderlich und voller Entdeckungen.
Drei Erzieherinnen – eine Überzeugung
Lisa Schneider, Anne Däbel und Annette Römmert gehören zum fünfköpfigen Team der Waldbande. Alle drei haben sich bewusst für einen Waldkindergarten entschieden. Sie alle haben zuvor in Regelkindergärten gearbeitet, doch irgendwann zog es sie hinaus in die Natur. „Ich bin grundsätzlich gerne draußen und schätze, was die Natur mir gibt“, erzählt Lisa. „Die Kinder haben hier unendlich viele Möglichkeiten. Der Lärmpegel ist gering und der Wald bietet jeden Tag etwas Neues.“ Auch Anne sieht viele Vorteile für die Kinder: „Die Natur hat eine nachweislich positive Wirkung auf Kinder, ich habe viel darüber gelesen und erlebe es jeden Tag: Sie sind ausgeglichener, geerdet.“ Annette ergänzt: „Für mich bedeutet der Wald Freiheit. Hier kann ich meine Ausbildung in Naturpädagogik einbringen, Pflanzen erklären und den Kindern die Verbundenheit mit der Natur vermitteln. Es ist ein riesiger Lern- und Erlebnisraum.“
Der Alltag im Wald
Ein Tag im Waldkindergarten beginnt mit dem freien Spiel. Um 9:30 Uhr treffen sich alle zum Morgenkreis in der Hütte. Heute gibt es ein Rätsel über das Schneeglöckchen, danach frühstücken alle gemeinsam. Anschließend geht es wieder hinaus. Obwohl es kalt und nass ist, spielen die meisten in der Buddelecke. Die Vorschulkinder gehen später rein für eine Lerneinheit, während die Jüngeren im Wald auf Entdeckungstour gehen. Gegen Mittag wird gemeinsam gegessen – manchmal draußen, manchmal in der Hütte am wärmenden Holzofen. Danach beginnt die Ruhezeit, bis um 14 Uhr alle Kinder abgeholt werden.
Herausforderungen und Vorurteile
Natürlich bringt die Arbeit im Waldkindergarten auch Herausforderungen mit sich. „Wir sind ein kleines Team, arbeiten viel in Teilzeit, und es ist schwer, Ausfälle zu kompensieren“, erklärt Lisa. „Als Leitung kann ich organisatorische Aufgaben erst am Nachmittag erledigen – hier gibt es kein Internet und oft keinen Handyempfang.“ Auch Vorurteile begegnen ihnen immer wieder. „Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder später in der Schule nicht ruhig sitzen können“, berichtet Anne. „Doch das Gegenteil ist der Fall. Wir üben jeden Tag, uns an Regeln zu halten und uns zu konzentrieren – nur eben in der Natur.“
Der Wald als pädagogischer Raum
Der Kindergarten arbeitet nach dem bayerischen Bildungsplan und bietet den Kindern alles, was sie für ihre Entwicklung brauchen. „Freispiel wird oft unterschätzt“, sagt Annette. „Aber im Wald ist es grenzenlos und unglaublich kreativ.“ Die Kinder lernen, sich selbst zu organisieren, Herausforderungen zu meistern und ihre Umgebung mit Respekt zu behandeln. Regeln gibt es auch hier – die Kinder wissen genau, wie weit sie gehen dürfen, und dass niemand allein im Wald bleibt. Auch die Eltern sind stark eingebunden: Jede Familie leistet Waldtage, an denen sie mit anpackt und hilft, das Gelände zu pflegen.
Ein besonderer Ort
Der Waldkindergarten „Waldbande“ ist ein besonderer Ort – nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erzieherinnen. „Hier draußen zu sein tut auch uns Erwachsenen gut“, sagt Lisa. „Wir sind entspannter, kreativer, geerdeter.“ Während die Kinder lachend zwischen den Bäumen toben, sammelt sich über den Wipfeln ein neuer Regenschauer. Doch das stört hier niemanden. Denn eines ist sicher: Die Natur hält für alle immer wieder neue Überraschungen bereit – man muss sie nur entdecken.
Danke Suppe
Seit zwei Jahren gibt es bei uns während der Ofensaisaon einmal wöchentlich vor dem Abschlusskreis eine selbstgekochte Suppe.
Finanziert wird das Gemüse hauptsächlich von unserem Förderverein. Auch Familien bringen uns immer wieder Gemüse aus dem eigenen Anbau mit.
Jede Woche hat eine andere Familie Wochendienst, sie schnippelt den Großteil des Gemüses, den kleineren Part übernehmen wir morgens mit den Kindern. So bleibt genug Zeit für das Freispiel, die Suppe kann während dessen köcheln und helfen konnten die Kinder auch.
Die warme Suppe tut allen Kindern gerade in den kalten Monaten sehr gut.
Mit diesem Bild wollen wir uns bei den Familien und dem Förderverein dafür bedanken.
Ein Hund im Wald
Was ist eigentlich so positiv daran, einen Hund im Kindergarten zu haben? Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein, Wissensaneignung sind bei uns aktuell die drei „Standbeine“.
Wir lernen die Bedürfnisse des Hundes kennen und reagieren auch darauf. Wenn unser Kindergartenhund Nox z.B. müde ist und auf seiner Decke liegt, schenken wir ihm die Ruhe, die er jetzt braucht. Sich zurücknehmen und die Bedürfnisse des Gegenübers akzeptieren, das stärkt die Sozialkompetenz der Kinder.
„Nox hat mir den Ball gebracht!!!“ sagt das freudestrahlende Kind. Ein Zusammenspiel von Kind und Hund lässt Kinder „zehn Köpfe größer werden“. „Darf ich Nox streicheln? Ich glaub‘ ich trau mich heute.“ Positiver Kontakt zu Hunden, generell zu Tieren, lässt Kinder (und auch Erwachsene) wachsen. Gemeinsam Aufgaben meistern oder einfach nur die Nähe zum Hund bewirken die Förderung des Selbstbewusstseins. Manchen Kindern ist der Kontakt zu Hunden unangenehm. Vielleicht haben sie schon schlechte Erfahrungen gemacht oder sie sind noch nicht in den Genuss gekommen, Hunde näher kennenzulernen. Jeder kann hier in seinem eigenen Tempo auf den Hund zukommen oder auch nicht. Ein Muss gibt es nicht. Auch für den Hund heißt dies, dass er sich nicht von jedem jederzeit streicheln lassen muss. Er wird vorher „gefragt“.
Regelmäßig sprechen wir über wichtige Bedürfnisse des Hundes und benennen im Alltag immer wieder, was wir körpersprachlich am Hund beobachten können. Wir lernen dabei, dass auch Tiere Bedürfnisse haben, die gesehen, verstanden und akzeptiert werden müssen.
Ein Hund im Wald ist eine Bereicherung für alle, wenn auf alle Bedürfnisse Rücksicht genommen wird.
Verräuchern von Pflanzen
Im Jahreslauf erfahren die Kinder immer wieder etwas über die Kräuter die hier im Wald, auf der Wiese oder auch daheim im Garten wachsen.
Wir betrachten dann z.B. im Morgenkreis oder beim Spazieren gehen eine spezielle Pflanze. Alle anderen Sinne werden auch mit einbezogen, so befühlen, riechen oder, wenn möglich, schmecken wir die Pflanzen.
Da im Winter wenige Pflanzen in frischer Form zur Verfügung stehen, erfahren die Kinder wie getrocknete Kräuter riechen und was man noch mit ihnen machen kann. Wenn die Feuerschale brennt, wollen einzelne Kinder auch immer wieder etwas auf die Kohle bzw. ins Feuer legen. Dabei haben wir festgestellt, dass es beim Verkokeln andere Gerüche gibt. Wie riechen die Kiefernnadeln oder die getrocknete Mandarinenschale?
Das brachte uns auf die Idee einmal eine Räucherschale und entsprechendes Räucherwerkzeug den Kindern vorzustellen. Und so haben wir verschiedene getrocknete Kräuter wie Thymian, Lavendel und Salbei verräuchert.
Kohlemalen
Gleich früh am Morgen wird bei uns der Ofen in der Hütte angeschürt um es zur Mittagszeit schön warm zu haben, nasse Handschuhe zu trocknen oder um uns aufzuwärmen.
Auch die Feuerschale wird regelmäßig draußen befüllt und darf dann in Begleitung des päd. Personals von einem Kind angezündet werden.
Wenn das Feuer erloschen ist bleibt am Ende noch Kohle übrig. Diese kann, wenn sie abgekühlt ist, wunderbar zum Malen genutzt werden.
Aufdrücken, schattieren, verwischen, schreiben…Dabei entstehen abstrakte oder gegenständliche Zeichnungen.
Gründung des Förderverein Waldkindergarten Volkach e.V.
Aus der Elternschaft unserer Waldbande wurde der neue "Förderverein Waldkindergarten Volkach e.V." gegründet. “Wir wollen den Waldkindergarten ideell und finanziell fördern, und dazu brauchen wir eine größere Gruppe als uns Eltern”, sagt Corinna Werner, Vorsitzende. Michael Dittmann, gleichberechtigter Vorsitzender, fügt hinzu “Der Waldkindergarten braucht im Vergleich zum Regelkindergarten viel weniger Geld für Ausstattung und Instandhaltung, aber wir wollen beispielsweise unsere Terrasse überdachen und Ausflüge oder Aktionen ermöglichen und auch an Erwachsenen-Werkzeug mangelt es”.
Der Verein hofft, dass nun viele Unterstützer*innen und Unternehmen aus der Region Mitglied werden. Weitere Informationen zum Förderverein und wie Sie Mitglied werden können sind unter www.waldbande-ev.de verfügbar.