Historisches
Von 1919 bis 1933
Der Versuch, die Not zu lindern, der große Teile der deutschen Bevölkerung während und nach dem Ersten Weltkrieg ausgesetzt waren, führte vor mehr als 90 Jahren zur Gründung der Arbeiterwohlfahrt unter der Initiative von Marie Juchacz, Reichstagsabgeordnete und Frauensekretärin der SPD zur damaligen Zeit.
Viele ehrenamtliche Helfer in den Ortsvereinen versuchten, den Bedürftigen ein menschliches Überleben zu sichern. Die Schwerpunkte der Arbeit waren Notküchen, das Verteilen von Nahrungsmitteln und Kleidung sowie die Beratung der Menschen, die ihre Ansprüche bei den Wohlfahrtsämtern geltend machen wollten.
Auch in Mainfranken bauten tatkräftige Männer und Frauen eine Organisation auf, deren Ortsgruppen gut miteinander kooperierten. Sie errichteten das Kindererholungsheim Sippachsmühle und organisierten Ferienfahrten, Stadtranderholungen und Kindernachmittage.
Nach 14 Jahren wurde das offene Engagement gewaltsam beendet. Die Nationalsozialisten übernahmen die Regierung, die Arbeiterwohlfahrt wurde bundesweit als „staatsfeindlich“ verboten.
Nach 1945
Unmittelbar nach Kriegsende begann der Wiederaufbau der AWO. Verfolgung, Verbot, Krieg und Verwüstung hatten ihre Ideen nicht zerstören können. Die Leute von der früheren „AW“ packten in den ersten Nachkriegsmonaten direkt zu. Heimkehrerhilfe wurde organisiert und Care-Pakete verteilt. Zu den dringenden Bedürfnissen der Ausgebombten gehörte eine Nähstube, in der textile Auslandsspenden umgeschneidert wurden.
Organisatorisch ging man neue Wege. Ohne die Nähe zur sozialdemokratischen Arbeiterbewegung zu verlieren, gründete und organisierte sich die AWO als selbstständiger, überparteilicher und überkonfessioneller Verband. In Unterfranken baute sich der Verband von unten nach oben auf. 1959 wurde der Bezirksverband offiziell ins Vereinsregister eingetragen. Bundesweit zählte die AWO zu der Zeit 300.000 Mitglieder*innen in 5.000 Ortsvereinen. Es gab 353 Heime, 250 Kindergärten, 4.000 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und über 70.000 Helferinnen und Helfer.
Den Sitz hatte die unterfränkische AWO in einem Haus an der Grombühlbrücke in Würzburg. Sie baute dies soweit aus, dass kleine Gäste einer Berliner Hilfsaktion hier zwischenlanden konnten: 1.000 pro Monat, teils mit Übernachtung, teils verpflegt. Auch andere Kindererholungs- und Jugendheime sowie Kurhäuser und ein Arbeiterwohnheim entstanden in den 1950er Jahren.
Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Einrichtungen dazu: Seniorenheime, Kindertagesstätten Beratungsstellen und Angebote für Familien oder ein Jugendwohnzentrum für schwer erziehbare Jugendliche. Der Verband entwickelte sich sowohl im haupt- als auch im ehrenamtlichen Bereich. In vielen Ortschaften wurden Ortsvereine gegründet, die mit viel ehrenamtlichem Engagement Angebote für Senioren und Seniorinnen, Kinder und Familien vor Ort organisierten.
Die AWO heute
Der Wohlfahrtsgedanke verbreitete sich im Laufe der Zeit in alle Regionen Deutschlands und es kristallisierte sich ein Strukturnetz aus Landes-, Bezirks-, Kreis- und Ortsverbänden.
Bundesweit wird die AWO getragen von 362.000 Mitgliedern, 75.000 ehrenamtlichen Mitarbeitenden (Helfer/innen) und 197.000 hauptamtlichen Mitarbeitenden. Die AWO unterhält in allen Bundesländern über 14.000 Einrichtungen und Dienste/Dienstleistungen.
Die AWO wirkt auch politisch. Sie fordert Reformen und Veränderungen in der Sozialpolitik, in der Gesundheitspolitik, in der Familienpolitik und in der allgemeinen Fürsorge um den Menschen und seine soziale Sicherung. Ihre humanitäre Ausrichtung und die aus der Arbeiterbewegung abgeleiteten Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit bestimmen auch nach 90 Jahren jedes Handeln. Auch die wirtschaftliche Tätigkeit der AWO orientiert sich an den Grundwerten des Verbandes.
Heute ist der AWO Bezirksverband Unterfranken Träger von über 80 Einrichtungen und beschäftigt über 2.900 Mitarbeiter. 7400 Mitglieder organisieren sich in 53 Ortsvereinen, 10 Kreisverbänden und einem Stadtverband.